Über 100 Jahre St. Josefshaus
Ein Zuhause für große und kleine Menschen
Heute befinden sich unter dem Dach des St. Josefshaus ein Altenpflegeheim, betreute Wohnungen und ein Kindergarten. Entstanden ist es bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Die Bevölkerung wuchs rasch und insbesondere in den Fabrikarbeiter-Familien herrschte große Not. Daher initiierte der damalige Stadtpfarrer von Tiengen, Pfarrer Andreas Schill, den Bau eines Hauses für notleidende Kinder.
1889
Pfarrer Schill kauft erstes Grundstück
Stadtpfarrer Andreas Schill erwirbt für 400 DM aus eigener Tasche ein 10 Ar großes Rebstück oberhalb der Stadt und der ehemaligen Notkirche. Später kauft er mit Spendengeldern das angrenzende Rebstück mit rund 8 Ar Größe.
1891
Gestiftetes Baumaterial und Bürgerhilfe
Pfarrer Schill geht auf Holzbettel in umliegende Orte, darunter Berau, Brenden, Breitenfeld, Aichen, Krenkingen und Mettingen. Bausteine stiften die Brüche in Breitenfeld und Indlekofen, Sand spendet die Stadt. Da das Baugelände stark geneigt ist und viel Erdreich abgetragen werden muss, bittet Schill die Bevölkerung um Hilfe. Vor allem Fabrikarbeiter greifen nach Feierabend zur Schaufel.
„Das war nun ein Pickeln, Graben, Schaufeln, Karren und Fahren!“
Pfarrer Andreas Schill
25.05.1891
Maurermeister Xavier Albicker setzt den Grundstein
Zimmermannmeister und Architekt Franz Albrecht entwirft das Haus und übernimmt die Zimmermannsarbeit. Im Sommer 1892 erfolgt die Fertigstellung des zweistöckigen Hauses.
23.10.1892
Gesellen zeigen sich wohltätig
Der Gesellenverein führt ein Theaterstück zugunsten des Hauses auf.
30.11.1892
Die Schwestern des hl. Vinzenz v. Paul ziehen ein
Schwester Afra und Schwester Felix von der Kongregation der barmherzigen Schwestern des heiligen Vinzenz von Paul ziehen in das Haus ein. Schwester Afra übernimmt die Krankenpflege und Schwester Felix die Kinderschule. 1883 gründet Pfarrer Schill den Vinzentiusverein zu ihrer Unterstützung.
5.12.1892
Die Kinderschule wird eröffnet
Das Haus wird an den „Pfarrer-Joseph-Weißenberger-Stiftungsfond“ überlassen, um eine rechtliche Grundlage zu schaffen. 1957 geht es in das Eigentum der katholischen Pfarrgemeinde über.
„Durch die Unterstützung so vieler ist das Haus schuldenfrei errichtet worden, Unfälle kamen nicht vor.“
Pfarrer Andreas Schill
Der Mietzins des zweiten Stocks trägt maßgeblich zum Unterhalt des Hauses bei. Dort mieten sich alleinstehende, ältere Menschen aus Tiengen, Unteralpfen, Erzingen, Lottstetten und Tiefenhäusern für Wohnung, Kost, ärztliche Betreuung und Arzneimittelversorgung ein.
1905
Der Josefverein entsteht
Bis 1961 finanziert und vertritt der Josefverein die Interessen des Josefhauses. Erster Vorsitzender ist Pfarrer Andreas Schill.
1910
Schwestern wenden alleinige Nutzung als Kinderschule ab
Der Gemeinderat der Stadt spricht beim Großherzoglichen Bezirksamt Waldshut vor und wünscht, dass sich das Haus ausschließlich der Kinderschule widmen solle. Die Schwestern widersprechen und sind der Auffassung:
„Unser Haus ist gar nicht für eine Kinderbewahranstalt geeignet und eingerichtet. Hingegen könnten ganz gut, ohne dass der Kleinkinderschule ein Nachteil erwächst, Pensionäre untergebracht werden.“
1957
Anbau eines Altenheims
An das vorhandene Haus wird ein Altenheim angebaut, welches in den Anfangsjahren 35 BewohnerInnen ein Zuhause gibt. Später kommen zunehmend ältere Menschen ins Altenheim, die auf Betreuung und hauswirtschaftliche Versorgung angewiesen sind und mit zunehmendem Alter auch pflegebedürftig werden.
1983
Einbau von Pflegebädern
Daher beschließt die Pfarrgemeinde „Maria Himmelfahrt“, Pflegebäder mit höhenverstellbaren Badewannen in das Altenheim einzubauen. In der Einrichtung leben in den folgenden Jahren 67 Menschen.
1993
Das „Betreute Seniorenwohnen St. Josef“ entsteht
Immer weniger Altenheimbewohner und immer mehr Pflegebedürftige machen es erforderlich, das „Betreute Seniorenwohnen St. Josef“ mit zehn Wohneinheiten im Altbau aus dem Jahr 1900 einzurichten. Die Pflegeabteilung umfasst fortan 40 vollstationäre Pflegeplätze und ein Kurzzeitpflegebett.
1998
Errichtung von Bewohnerwaschküche und zwei weiteren Doppelzimmern
Im Gebäudeteil des „Betreuten Wohnen“ entstehen eine Bewohnerwaschküche (Waschsalon) sowie zwei Doppelzimmer mit Nasszellen. Außerdem wird die Terrasse des Pflegeheims vergrößert und überdacht.
1998
Erste Einrichtung mit Qualitätssiegel im Landkreis Waldshut
Die Voraussetzungen für die Verleihung des Qualitätssiegels haben die Landeswohlfahrtsverbände zuvor katalogisiert – gemeinsam mit Vertretern der Wohnungswirtschaft, der Liga der freien Wohlfahrtpflege, dem Sozialministerium, dem Landesseniorenrat, Bewohnern und der Verbraucherzentrale.
1999
Modernisierung des Pflegeheims
Die Bewohnerzimmer sind klein und haben keine Nasszellen. Um einen zeitgemäßen Pflegestandard zu erlangen, beschließt die Pfarrgemeinde, das Pflegeheim zu erweitern und komplett zu sanieren. Der erste Spatenstich erfolgt am 26. November 1999.
01.07.2003
Wiederinbetriebnahme
Nach Abschluss der Erweiterung und Sanierung zählt das Josefshaus 50 hoch qualitative und moderne Pflegeplätze, davon zwei für die Kurzzeitpflege. Am 14. September 2003 präsentiert sich das Haus bei einem Tag der offenen Tür der Öffentlichkeit.
2015
Erweiterung und Erstellung der überdachten Terrasse
Am 17. Mai 2015 erhält das Josefshaus die Baugenehmigung zur Erweiterung eines Wohnbereichs und Errichtung eines Zimmers auf Etage 3 sowie zur Erstellung einer überdachten Terrasse auf Etage 5. Gut sieben Monate nach Baubeginn, am 1. September 2015, sind die Baumaßnahmen abgeschlossen.
2017
Verleihung des Qualitätssiegels auf unbestimmte Zeit
Die Wohnanlage St. Josefshaus hat seit 1998 die Anforderungen des Qualitätssiegels bei regelmäßigen Überprüfungen erfüllt. Am 10. März 2017 verleiht ihr Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg dieses Zertifikat auf unbestimmte Zeit.
16.07.2017
125-jähriges Jubiläum
Das Josefshaus feiert sein 125-jähriges Jubiläum mit einem Tag der offenen Tür im Pflegeheim.